Im ersten #sei_ermutigend INTERVIEW spricht Autorin Kerstin Hack über ERMUTIGUNG ALS STRATEGIE
#sei_ermutigend: Kerstin, du bist eine bekannte Autorin, Speakerin und Coach und nennst dich auch „Hebamme für Träume“. Da gehört es ja zu deinem täglichen Auftrag, anderen Mut zu machen und sie zu inspirieren. Du bietest u.a. Kurse an und hast weit über 50 Bücher und Quadros veröffentlicht, die auch in andere Sprachen übersetzt wurden. Was versteht ein Profi wie du unter „Ermutigung“ eigentlich genau?
Kerstin Hack: Ermutigung ist für mich die Fähigkeit, sich selbst und andere an all das zu erinnern, was dazu beiträgt, das Leben zu meistern und Ziele zu erreichen. Das können zum Beispiel Erinnerungen an vergangene Erlebnisse und Erfahrungen sein und die Bestätigung aktueller Fähigkeiten. Aber auch Haltungen und Beziehungen, die einen tragen und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lassen und somit zum Erfolg oder zur Zufriedenheit beitragen.
Du lebst auf einem Hausboot an der Spree – hat das für dich auch mit Mut zu tun? Und welche Rolle spielen Mut und Ermutigung ganz konkret in deinem Leben oder Beruf?
Es hat schon ein wenig Mut gekostet, einen Schrottkahn auf Ebay zu kaufen und ihn dann sechs Jahre lang umzubauen. Doch ich habe auch viel Ermutigung erlebt – durch praktische Hilfe und Unterstützung von vielen verschiedenen Menschen. Oft waren es auch ermutigende Worte, wenn ich mal mutlos war, weil wieder Finanzen fehlten oder der Liegeplatz in Gefahr war: „Kerstin, du hast es bis hierher geschafft und Gott hat dir geholfen. Er wird auch für die aktuellen Probleme eine Lösung haben.“ In meinem Buch Leinen los habe ich die ganze verrückte Geschichte beschrieben.
Ermutigung ist natürlich auch eine Schlüsselzutat in meinem Beruf als Coach. Oft kommen Menschen zu mir und wissen einfach nicht weiter. Da hilft es nicht zu sagen: „Kopf hoch. Wird schon!“ Wichtiger ist es, gemeinsam eine Strategie zu entwickeln. Der Psychologe Benjamin Hardy sagt: „Ohne Strategie kann man keine Hoffnung haben.“ Zur Strategie gehören die Erinnerungen an bisherige Erfolge, an die eigenen Fähigkeiten und an das Netzwerk, das einen trägt. Bei gläubigen Menschen beinhaltet dieses auch die Verbindung zu Gott.
Setzt hier auch dein Online-Lebenstraining an, das du entwickelt hast?
Ja, in den letzten Jahren habe ich nämlich zunehmend festgestellt, dass vielen Menschen grundlegende Fähigkeiten fehlen, wie man das Leben meistert. Sie haben es Zuhause nicht gelernt, wie man Entscheidungen trifft, effektiv Ordnung im Äußeren (also z.B. durch Aufräumen) oder im Inneren (also den Emotionen) schafft oder auch einfach nur mal „Nein“ sagt. Darum habe ich ein Online-Lebenstraining entwickelt, das Menschen genau diese Lebensfähigkeiten vermittelt. Mit den Fähigkeiten und den daraus resultierenden Erfolgserlebnissen steigt dann auch der Mut. Ich habe das ganze LEO. Löwenstark leben genannt. Es ist eine riesige Freude für mich, mitzuerleben, wie die LEOs von Monat zu Monat ihr Leben besser meistern.
Das glaub’ ich dir zu gern, Kerstin! Die Weiterentwicklung der Klienten ist für Coaches wie uns ja immer mit der größte Lohn. Aber sag mal, an welche Menschen deines Lebens erinnert dich das Thema Ermutigung ganz persönlich? Was genau haben sie getan, das auf dich ermutigend gewirkt hat und was hat das bei dir ausgelöst?
Ich erinnere mich, als ich 14 war – da löste sich meine Jugendgruppe auf. Die Leiterin machte jedoch weiter – mit mir. Sie lieh mir Bücher aus, inspirierte mich und lernte mit mir Gitarre – sie erfolgreicher als ich. *schmunzel* Erst viele Jahre später habe ich erkannt, welch wertvolle Botschaft sie mir dadurch mitgab: „Du bist es wert, dass man in dich investiert.“ Das versuche ich heute auch anderen zu vermitteln.
Außerdem liebe ich Biographien von Menschen, die Schwierigkeiten überwunden und ihren Weg gefunden haben, lerne daraus und schreibe manchmal sogar selbst welche: Margarte Steiff, Coco Chanel und Gutenberg sind ein paar von den Menschen, die mir viel Inspiration und Hoffnung geben.
Gelingt es dir immer, anderen Mut zu machen oder erlebst du da auch schon mal schwierige Zeiten?
Ja und ja. Es fällt mir relativ leicht, die Potentiale, Stärken und Möglichkeiten anderer Menschen zu sehen. Wenn ich darauf blicke, kann ich ihnen oft Mut machen.
Wenn bei mir selbst Schwierigkeiten über lange Zeit anhalten und sich nicht so einfach lösen lassen, kann ich auch manchmal ungeduldig und mutlos werden. Ich will Probleme lieber nicht unnötig lange mit mir herumschleppen und lieber gestern als morgen gelöst haben. Wenn es sehr zäh ist, brauche ich dann andere, die mir helfen auf das zu sehen, was ich bereits erreicht habe und wie reich mein Leben trotz der noch nicht gelösten Schwierigkeiten ist.
Klingt für mich, als ob Ermutigung eigentlich nur dann funktionieren kann, wenn man selbst entsprechend gefüllt ist. Wie ermutigst du dich denn selbst – und geht das überhaupt, sich selbst zu ermutigen?
Als Visionärin blicke ich oft nach vorn – auf den Horizont der Möglichkeiten. Wenn der gerade weit weg ist oder nicht so leicht zu erreichen ist, dann ist es für mich extrem wichtig, auf die Schritte zu blicken, die ich bereits gegangen bin. Dazu gehören sowohl Dankbarkeit, aber auch gesunde Zufriedenheit mit dem, was ich bereits erreicht habe. Das Zitat „Vergiss nicht, was Gott (und ich ergänze „auch das Leben“) dir Gutes getan hat!“ begleitet mich dann oft. Für mich ist das eine bewusste Veränderung meines Blickwinkels. Bequem finde ich das nicht und Jammern über noch nicht gelöste Probleme geht leichter. Doch wenn ich bewusst dankbar und zufrieden bin, wird die ENTmutigung meistens kleiner und der Mut wächst.
Hast du zum Abschluss noch einen „Geheimtipp“ für Menschen, die andere mehr ermutigen wollen?
Eigentlich zwei: Zum einen sehen ENTmutigte Menschen oft nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit – das, was gerade schwierig ist. Hier kann es ein Geschenk sein, die Schwierigkeiten nicht klein zureden, sondern sie anzuerkennen: Da ist gerade etwas schwer. Gleichzeitig kann man der mutlosen Person helfen, den Blick zu weiten – auf das, was an guten Beziehungen, stärkenden Fähigkeiten und hilfreichen Erfahrungen auch da ist.
Zum anderen ist man häufig dann ENTmutigt, wenn man alleine ist oder kämpft. Ganz oft ist jedoch Hilfe da – man braucht nur zu fragen. Hier ist es für manche Menschen wichtig, zu lernen, Unterstützung zu erbitten. Wenn man weiß, wie man angemessen um Hilfe bittet, wird man erstaunlich oft ein „Ja“ bekommen. Das habe ich unzählige Male erlebt und darüber auch ein Buch geschrieben.
#sei_ermutigend sagt Danke für dieses Mut machende Interview!
Kerstin Hack ist Autorin und Coach für Lebenskunst. Sie lebt auf einem Hausboot in Berlin und liebt es, Menschen dabei zu unterstützen, Blockaden zu lösen und ihr Potential zu entfalten. Man kann auf ihrem Hausboot sogar Auszeiten machen, wenn man neuen Mut braucht oder neue Perspektiven sucht.
Beate Pöpsel hat das Interview mit Kerstin geführt. Es ist das erste unserer Interviewreihe. Als Initiatorin von #sei_ermutigend, Ermutigerin aus Leidenschaft und Business Coach hält Beate ständig Ausschau nach Menschen, die anderen Mut machen. Ihr Credo lautet: “Ermutiger veredeln Lebenswege”.
Wenn Du eine ermutigende Geschichte zu erzählen hast, du jemanden kennst, der das Leben anderer durch Ermutigung ‘veredelt’ hat und als Ermutiger hier auch einen Platz finden sollte, dann schreib uns unbedingt! hallo@sei-ermutigend.de
Lass dich ermutigen und #sei_ermutigend!