Missverstandene oder fehlgeleitete Ermutigung – Gründe und Tipps
Hast du auch schon einmal erlebt, dass (d)ein gut gemeinter Kommentar missverstanden wurde? Oder das ein aufmunternder Blick, den du jemandem geschenkt hast, beschämt abgetan wurde?
Wenn wir andere ermutigen wollen, kann es passieren, dass dies nicht immer zum gewünschten Ergebnis führt. Das ist völlig normal und liegt daran, dass einfach jeder von uns anders tickt. So interpretieren wir beispielsweise Gesten und Worte sehr unterschiedlich und geben ihnen aufgrund unserer Lebenserfahrungen verschiedene Bedeutungen. Und manchmal kommt es vor, dass wir für eine Ermutigung gar nicht aufnahmebereit sind oder uns lieber eine Weile im Selbstmitleid suhlen.
Dass deine Ermutigung nicht ankommt, kann aber auch daran liegen, dass eine Person, der du Mut machen möchtest, extrem stark entmutigt ist und ihr „Mut-Tank“ über Jahre hinweg quasi leergelaufen ist. Dann braucht es viel Zeit, viel Geduld und vor allem unzählig viele Ermutigungen, ehe sie „wirken“.
Bedeutet das nun, dass man es besser mit der Ermutigung sein lässt? Wir meinen nein und bestärken dich darin, dran zu bleiben!
Lies unsere drei Tipps, die dir helfen können, die Situation jeweils richtig einzuschätzen und entsprechend zu handeln:
Tipp 1: Erst genau hinschauen – dann ermutigen
Wenn die gedachte Reaktion bei deinem Gegenüber ausbleibt, lohnt es sich, noch mal genauer hinzuschauen. Lass dir dabei Zeit. Beobachte das Verhalten der Person, frage nach und werde kreativ! Wenn es dir gelingt, das tiefer liegende Bedürfnis hinter ihrem Verhalten zu begreifen, weißt du auch genauer, welche Art der Ermutigung bei ihr erfolgversprechend sein kann.
Frage dich: Was braucht mein Gegenüber gerade und wie braucht er es? Ermutigung hat so viele Facetten – bleib nicht bei dem begrenzten Mut-mach-Repertoire, das dir geläufig ist, sondern probiere auch mal Neues aus.
Tipp 2: Manipulation macht Ermutigung kraftlos
Zusätzlich ist es hilfreich, sich selbst ehrlich zu reflektieren und die eigenen Beweggründe für eine ausgesprochene Ermutigung zu hinterfragen. War sie wirklich selbstlos und für die Weiterentwicklung des Anderen gedacht? Oder steckt vielleicht ein Funken Wunschdenken drin, den anderen „zurechtbiegen“ zu wollen?
Die Person wird spüren, wenn es sich um versteckte Manipulation handelt. Logische Schlussfolgerung ist dann, dass sie sich aus Selbstschutz nicht auf deine Worte oder deine Interaktion einlassen wird. Achte daher darauf: Manipulation macht jede gut gemeinte Aktion kraftlos oder löst im schlimmsten Fall sogar das Gegenteil aus.
Manipulation und Ermutigung vertragen sich nicht miteinander. Nur aufrichtige Ermutigung, die den anderen seinen Freiraum lässt, hat „Mut-mach-Potential“.
Tipp 3: Der Empfänger entscheidet
Ein dritter Aspekt, der dir helfen kann, die Situation richtig einzuschätzen, ist, dass nicht der Absender darüber entscheidet, ob Ermutigung genauso ankommt, wie sie gesendet wurde. Diese Entscheidung trifft immer der Empfänger. Es ist daher gut, wenn du die Tatsachen auch manchmal einfach so stehen lässt.
Ein Gärtner rupft schließlich auch nicht an seinen Setzlingen, in der Hoffnung sie würden dadurch schneller wachsen. Genauso wenig kann Ermutigung erzwungen werden.
Fazit: Nicht jede Ermutigung kommt als Ermutigung an. Das ist nicht schlimm, sondern schenkt uns wertvolle Erkenntnisse – in uns selbst, in unsere Beziehungen und unser Miteinander. Spannend ist es, wenn du dich auf die Extraschleife einlässt. Wir machen dir Mut, nicht zu schnell aufzugeben! Nimm dir Zeit um hinter manche Fassade zu schauen. Wenn dann deine Ermutigung ankommt, freu dich darüber! Denn es ist eine Belohnung für dein Dranbleiben. … Was du nun mit dieser Ermutigung anstellst, liegt übrigens ganz bei dir 😉